The University of Aizu Haupteingang

Dienstag, 28. Mai 2013

Besteigung des Bandai-san

Der Outdoor Club der Universitaet hat zur Besteigung des Bandai-san eingeladen.
Ja irgendwie war ich mal wieder etwas zu optimistisch und ich habe beschlossen mitzugehen und einen der hoechsten Berge hier in Fukushima zu besteigen...
Der Berg ist ein (aktuell) inaktiver Vulkan mit mehreren Gipfeln, wir haben natuerlich den hoechsten mit 1819 Metern bestiegen.
Da es hier mittags schon relativ heiss wird, wollten wir der Hitze entkommen und den Berg moeglichst frueh besteigen. Daher sollte es um 5:45 an dem Parkplatz der Uni losgehen.
Wie manche meiner braven Leser wissen bin ich allerdings ein totaler Langschlaefer - wodurch solche Termine fuer mich leicht zur Qual werden. Also habe ich mir 4 Wecker gestellt und auch extra die Lautstaerke etwas erhoeht.
In der Nacht hatte ich dann Alptraeume davon den Termin zu verschlafen und die Gruppe zu verpassen. Voellig in Panik bin ich also aufgeschreckt und hab auf meine Uhr geguckt, in der Hoffnung mich zu beruhigen....
Und was steht auf meiner Uhr: 5:45. In aller Eile habe ich also mein Zeug in den (gluecklicherweise schon halb gepackten) Rucksack geworfen und bin losgerannt. In meinem Kopf waren noch die Bilder vom Traum, bei dem die Gruppe schon ohne mich losgefahren war.
Als ich dann zum Parkplatz kam und alle brav auf mich gewartet hatten, war ich einfach nur noch froh. Netterweise haben sie auch noch an einem Konbini angehalten, damit ich mir etwas zum Fruehstueck kaufen konnte - das hatte ich natuerlich auslassen muessen bei der Eile.
Kurz vor 7 kamen wir an einer Berghuette am Fusse vom Bandai an und dort gab es dann eine Zeremonie zum Schutze der Wanderer.
Zeremonie zum Schutze der Wanderer
Nach der Zeremonie sind dann alle nochmal aufs Klo gegangen, weil es auf dem kompletten Wanderweg keine einzige Toilette gibt.
Ausserdem haben alle ein Handtuch, eine Tuete fuer Muell, ein Wimpel und einen Button geschenkt bekommen. Ah und ein winziges Glaeschen Alkohol gab es dann auch noch.
Voller Tatendrang sind wir dann losgelaufen in einer ganzen Herde an Japanern. Allerdings ging es gleich mit einer ordentlichen Steigung los und ich habe mal wieder festgestellt, dass ich kaum mit den Japanern mithalten konnte. Das ist schon deprimierend wenn man selbst schon keucht und man dann noch von einer japanischen Omi ueberholt wird ;D
Eine Herde Japaner trampelt den Berg hoch :-)
Langsam ist mir dann auch aufgegangen, dass ich vielleicht nicht die optimalen Klamotten fuer die Wanderung ausgesucht hatte, weil ich die ganze Zeit wirklich extrem geschwitzt habe - ich war da echt so dankbar fuer das kleine Handtuch :-)
Allerdings hat uns die tolle Aussicht fuer die Strapazen belohnt, auch wenn es an dem Tag durchaus etwas diesig war.
Aussicht auf die Stadt am Inawashiro-See
Es ging quasi endlos diesen Berg hinauf und der Weg wurde bald zu einem Trampelpfad mit vielen Steinen mitten durch den Wald. Teilweise musste man wirklich regelrecht klettern.
Ich war ernsthaft froh, dass die Jungs aus dem Outdoor Club immer ein Auge auf mich hatten und immer jemand fuer den Notfall bei mir hinten geblieben ist.
Irgendwann kamen wir an einen niedlichen See und dort konnten wir immerhin mal ein Stueckchen ohne Steigung zuruecklegen. Das war nach der krassen Steigung eine echte Erholungspause.
Dort konnte ich mich dann auch wieder mit den anderen unterhalten und es ist schon niedlich, wenn sich die Japaner die ganze Zeit ueber Gerende (=Gelaende) und Zeil(=Seile) unterhalten ohne ueberhaupt zu wissen, dass das deutsche Woerter sind ;D
Isa und die japanischen Bergziegen ;D
Allerdings ging es danach fast noch steiler in eine Art (nahezu) trockenem Bett von einem Bach eine Felswand hinauf. Die Japaner sind da wie Gebirgsziegen nahezu muehelos hoch geklettert und ich habe die ganze Zeit gekaempft.
Oben angekommen sind wir dann noch ueber eine halb gefrohrene Schneeflaeche gelaufen (oder geschliddert).
Hier sieht der Schnee noch halbwegs hübsch aus...
Dort waren wir dann auch schon oberhalb der Baumgrenze und man konnte richtig sehen, dass dieser Berg wirklich ein Vulkan ist und vor etwa 150 Jahren das letzte Mal ausgebrochen ist.
Tanz auf dem Vulkan
Nach etwa 3.5 Stunden waren wir dann endlich an so einer Art Berghuette angekommen und wir haben eine kurze Pause gemacht. Das war quasi das Zwischenlager zu der letzten Etappe zum Gipfel hoch.
Die letzte Etappe war besonders gefaehrlich, weil dort wirklich viele Leute unterwegs waren und der Pfad so schmal war, dass wir staendig stoppen mussten, um Leute durchzulassen. Ausserdem verwandelte der schmelzende Schnee den Pfad in eine matschige Rutschbahn mit gefaehrlichen Steinen ueberall und tiefen Abgruenden an den Seiten.
Trotzdem waren die Japaner gut drauf und haben alle entgegenkommenden Leute freundlich gegruesst und manche kleine Kinder wurden sogar getaetschelt, fuer den Mut und die Ausdauer so einen Berg zu besteigen.
Ich war da echt schon an meinen Grenzen und darueber hinaus aber die japanischen Studenten haben mich immer wieder motiviert und mir immer gesagt, dass ich weiter kaempfen soll.
Irgendwann sind wir dann wirklich voellig erschoepft oben angekommen.
Mittagspäuschen auf dem Gipfel
Dort haben wir dann ein bisschen was zum Mittagessen gegessen und die Japaner haben sich da sogar ne instant Nudelsuppe gemacht ;-)
Der Weg nach unten war dann aber mindestens genauso anstrengend und ich habe auch wieder echt geschwitzt aber eher vor Angst. Alle Steine waren total glitschig und matschig und die Steigung war echt beaengstigend.
Voller Angst habe ich mich dann an den Bueschen am Wegesrand festgehalten.
Und dann ist es passiert... mitten auf einer rutschigen Eisflaeche ist der Ast abgebrochen, an den ich mich geklammert hatte... Ich konnte regelrecht spueren wie der Schnee unter meinen Fuessen nachgegeben hat und ich anfing zu fallen. In einer unglaublichen Reaktionszeit hat der Japaner hinter mir meinen Rucksack gepackt und gluecklicherweise ist eins meiner Beine tief im Schnee stecken geblieben.
Im Prinzip ist mir nichts passiert aber ich hab wohl einen kleinen Schrei losgelassen und ich habe einen gehoerigen Schreck bekommen.
Danach bin ich die gefaehrlichen Stellen besonders langsam runter geklettert und ich hatte danach auch keine weiteren Unfaelle.
Hier nochmal ein Bild von mir samt Bandai-san
(Ein Wunder dass ich da halbwegs gut aussehe... ich war so fertig)
Etwa 3 Stunden spaeter sind wir dann wieder unten an der Station angekommen und haben erstmal eine Ruhepause eingelegt. Einer der netten Opis dort hat uns dann gezeigt wie man aus Papier ein niedliches Herzchen faltet (Origami).
Nach der Wanderung war ich allerdings richtig durchgeschwitzt und meine Kleidung war voller Matsch (allerdings sahen da die Japaner auch nicht besser aus).
Also sind wir zum naechsten Onsen (japanisches Thermalbad) gegangen und diesmal war es eins der normalen Baeder, wo Frauen und Maenner abgetrennte Bereiche haben.
Da bei der Wanderung aber nur Kerle ausser mir vom Club mitgegangen sind, hatte ich das ganze Becken nur fuer mich ;D
Ich habe echt selten ein Bad so genossen wie an dem Tag.
Danach ging es mit dem Auto wieder zurueck zur Uni und alle waren so erschoepft, dass es richtig ruhig im Auto war.
Im Wohnheim habe ich dann gleich die dreckigen Sachen in die Waschmaschine gepackt und wollte mich im weiteren Verlauf des Tages moeglichst wenig bewegen.
Am Abend hatten wir dann noch ein tolles Barbeque im Wohnheim und da habe das Essen auch so richtig genossen. Allerdings bin ich frueh wieder gegangen, weil ich echt kaputt war und auch am naechsten Tag hatte ich einen krassen Muskelkater.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen