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Samstag, 18. Mai 2013

Das Ende vom Frühling und Imoni-Party

Irgendwie ist das schon ein komisches Gefühl, dass hier jetzt schon der Sommer gekommen ist - mit heißem Wetter, Sommergewitter und den typischen Geräuschen von den Insekten. Und das obwohl hier noch vor etwa 5 Wochen Schnee lag (während der Kirschblüte).
Park der Universität 
Japan ist irgendwie schon ein Ort geprägt von Extremen: schlichte Japanische Traditionen und quitsch-bunte Knuddelhasen überall; ein Land bekannt für eine Yaoi-Animes und dann Jungs, die sich nicht allein in die Küche von einer Mädchen-WG trauen...
Wie es zu der Sache mit den Kerlen in der(meiner) WG gekommen ist? ...
Im Moment kommen die undergraduate Studenten nur selten ins Büro, daher befürchtet mein Professor, dass man uns einen kleineren Raum zuweisen wird. Also habe ich mir mit Abe-senpai einen Plan überlegt, wie man den anderen Studenten es schmackhafter machen kann, dass sie ins Büro kommen: eine Party im Büro. Logischerweise eine Japanische Party im Büro - also kein Alkohol aber dafür umso mehr gutes Essen.

Also habe ich mal meine Geheimwaffe aus dem Nähkästchen geholt -  selbstgemachte Pizza. In Japan ist Pizza nämlich unglaublich teuer (vermutlich wegen dem teuren Käse) und gilt quasi als so eine Art Delikatesse. Allerdings ist das natürlich auch etwas aufwändiger und ich habe Abe-senpai gebeten mir beim Kochen zu helfen.
Auf dem Weg zum Wohnheim hat er dann panisch einen der anderen Studenten angerufen, der dann auch höflicherweise kurz darauf dazu gestoßen ist. Er hat dann auch extra nochmal meine Mitbewohnerinnen gefragt, ob das denn wirklich in Ordnung ist, dass er als Mann in der Küche der WG ist.
Mit den Mädels von der WG haben wir es dann geschafft die Pizza mit einer Verspätung von 20 Minuten fertig zu bekommen. Als wir die Pizza dann ins Büro gebracht haben, hat mich Ying (die Postdoktorandin) gefragt, warum wir Pizza gekauft haben - meine Pizza muss also ziemlich professionell ausgesehen haben :D
Als Abe-senpai dann die letzte Pizza aus dem Wohnheim geholt hat (irgendwie sind japanische Backofen einfach zu klein) hat er in Panik auch wieder einen anderen Studenten mitgenommen. Irgendwie ist das schon total ungewohnt und niedlich, dass die Japaner so extrem schüchtern sind.

Samstags bin ich dann wieder mit dem Outdoor Circle los gezogen zu einer Imoni-Party. Obwohl Party eigentlich das ganze nicht wirklich trifft - es war eher so eine Art Barbecue, allerdings ohne Grill. Wir sind dafür in den südlichen Teil von Aizu-Wakamatsu nach Hongo gefahren.
niedlicher Fluss im Süden von Aizu-Wakamatsu
Im Prinzip lief es wie bei einem Barbecue - man bereitet Gemüse und Fleisch vor und dann schleppt man viel Zeugs mitten in die Wildnis (oder unter eine Brücke). Dort baut man dann einen Grill auf (oder in unserem Fall bastelt man ziemlich Outdoor-mäßig eine Kochstelle ... oder auch zwei je nach Teilnehmerzahl). Dann dauert es noch ewig bis man etwas zu Essen bekommt. In der Zwischenzeit haben wir Frisbee gespielt:
die Japaner sind echt krass sportlich
Zubereitet wurde es etwa in der Art und Weise: Erst Fleisch anbraten, dann Wasser drauf kippen und komische weiße Bällchen rein mixen. Das musste dann etwas kochen, danach kam das Gemüse dazu (so ne Art Rübe (Daikon), Karotten und Lauch). Diese Suppe hat dann ewig vor sich hin geblubbert.
Mjam mjam, leckere Suppe
Schließlich kam noch mehr Gemüse dazu (so ne Art Schwarzwurzel oder so), labberiger Toast und eine Miso-Gewürzmischung. Und als dann alle kurz vor dem Verhungern waren gab es dann noch ein paar Marshmallows.
Irgendwie habe ich gelernt, dass man in Japan echt Geduld braucht, wenn es um gemeinsames Essen geht. Hier wird Essen viel mehr geschätzt und entsprechend muss man teilweise auch warten.
Vor dem Essen haben alle Teilnehmer dann noch persönliche Antworten auf 6 Fragen aufgeschrieben. So merkwürdige Fragen wie: "Mit welchem Fuß steigst du zu erst auf eine Treppe?" aber auch sinnvolleres wie "In welchem Club warst du im Gymnasium?".
Es war etwas schwierig alles zu verstehen aber ich war unglaublich stolz, als ich vieles davon völlig allein beantworten konnte - mit Kanji und allem drum und dran.
Nach dem Essen wurde dann verdeckt immer ein Antwortzettel aus einem Beutel gezogen und die Antworten wurden verlesen - dabei sollten alle Teilnehmer schnellstmöglich erraten, zu wem die Antworten passen.
Tja bei mir war das echt nicht schwer - denn meine Antwort auf die Frage mit den Clubs im Gymnasium war, dass es in Deutschland streng genommen keine Clubs gibt. (Auch wenn ich durchaus in einer Arbeitsgruppe war.)
lustiges Spiel nach dem Essen
Das war echt eine lustige Party und ich stelle immer wieder fest, dass ich jeden Tag mehr Japanisch verstehe. Am Tag davor hatte ich mit den Mädels aus dem Wohnheim und einer anderen WG einen Film auf Japanisch geguckt und ich habe überraschend viel verstanden. Auch wenn es ein merkwürdiger Moment war - als mitten im Film plötzlich ein deutsches Lied von "Wir sind Helden" eingespielt wurde. :D

Achja und ich habe mir an dem Tag auch meinen ersten richtigen Sonnenbrand geholt - ich hab wohl doch zu lange in Norddeutschland gelebt... Wenigstens hab ich gute Chancen hier halbwegs braun zu werden :-)

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